Bern, 20. November 2025. Die neuesten Ergebnisse der heute veröffentlichten Erhebung zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden (SSEE) des Bundesamts für Statistik (BfS) zeigen klar: Studieren in der Schweiz wird zunehmend zur sozialen und psychischen Belastungsprobe. Dies verursacht eine weitere Verschärfung der Ungleichheit im Hochschulzugang. Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) fordert Bund und Kantone auf, wirksame Massnahmen für gerechte Studienbedingungen zu ergreifen.
Die neue Umfrage zeigt: Die psychische Belastung unter Studierenden hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. 29 % leiden an Symptomen mittlerer bis schwerer Depressionen (gegenüber 23 % im Jahr 2020). Besonders betroffen sind Frauen (36 %) und Studierende, die angegeben haben, grosse bis sehr grosse finanzielle Schwierigkeiten zu haben (46%). 72 % der Studierenden arbeiten neben dem Studium, wobei fast ein Drittel (29 %) einer Tätigkeit von mehr als 40 % nachgeht. Parallel dazu sind 81 % der Studierenden auf die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern angewiesen – eine Unterstützung, die tendenziell abnimmt.
Die Ergebnisse zeigen daher einen klaren Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und finanzieller Lage. Die Situation ist besonders prekär für Studierende, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben: 31 % dieser Gruppe sind mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert (gegenüber 24 % im Jahr 2020). Nur 11 % der Studierenden erhalten Stipendien oder Darlehen, welches einem rückläufigen Trend folgt. Das sind viel zu wenige, um soziale Ungleichheiten abzufedern. Neben der Sensibilisierung und Etablierung von professionellen Beratungsangeboten im Bereich der psychischen Gesundheit an Hochschulen fordert der VSS daher Anpassungen im Stipendienbereich, um einen chancengerechten Studienzugang zu sichern.
„Immer mehr Studierende geraten finanziell und psychisch an ihre Grenzen. Wer heute studiert, braucht nicht nur Talent, sondern vor allem finanzielle Reserven. Wer keinen familiären Rückhalt hat, trägt ein erhebliches Risiko, psychisch und finanziell nicht mehr mithalten zu können “, sagt Julia Bogdan, Co-Präsidentin des VSS.
Der VSS fordert eine Revision des Stipendienkonkordats mit einheitlichen, kantonsübergreifenden Kriterien und tieferen Hürden für den Zugang, sowie die Umsetzung dieser Mindeststandards in allen Kantonen. Nur so kann die psychische Gesundheit der Studierenden langfristig gestärkt und echte Chancengleichheit im Hochschulsystem gesichert werden.
