Mit dem heutigen Tag beginnt ein neues Studienjahr. Für rund 210’000 Studierende bedeutet dies: Vorlesungen und Seminare besuchen, Arbeiten schreiben, Erwerbsarbeit und Ausbildung neu koordinieren. Die Studiengebühren sind das ökonomische Eintrittsticket in diese Welt. Und wir Studierende sind überzeugt: 650 Franken sind genug!
An einer Medienkonferenz hat der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) gemeinsam mit seinen Sektionen in den Universitäten, ETHs und Fachhochschulen die Forderung einer Plafonierung der Studiengebühren präsentiert. Nach den Erhöhungen in den Kantonen St. Gallen, Bern und Zürich ist für die Studierenden klar: mit den finanzpolitisch begründeten Erhöhungen muss Schluss sein! Die Studierenden stehen deshalb hinter der Parlamentarischen Initiative Reynard, welche die Studiengebühren für die ETHs auf maximal 650 Franken begrenzen will.
Doch nicht nur das: gleichzeitig soll die Forderung ausgeweitet werden auf die Universitäts- und Fachhochschulkantone. Als parlamentarischer Vorstoss wurde sie bereits im Kanton Bern eingereicht. Weitere Vorstösse sind in den Kantonen Basel Land, Basel Stadt, Waadt, Zürich, Luzern, Neuenburg, Freiburg und Genf geplant. Die Studierenden sind sich einig: „Studiengebühren sind eine diskriminierende Hürde für ein Studium und greifen die Chancengleichheit an. Mit den Erhöhungen muss deshalb Schluss sein“, fasst Clau Dermont, Vorstandsmitglied des VSS, den kritischen Tenor zusammen.
Eine Verdoppelung verhindern
Eine weitere Erhöhung der Studiengebühren stellt eine deutliche Gefahr dar. Dies zeigen die Diskussionen an den ETH. Umfragen unter den Studierenden der ETH Lausanne und Zürich haben gezeigt, dass rund 40 Prozent bei einer Verdoppelung der Studiengebühren nicht mehr an die ETHs gehen würden, um zu studieren, denn: „Mehr als 45 Prozent der Befragten müssten bei einer Gebührenverdoppelung mindestens ein komplettes Monatsbudget pro Jahr zusätzlich aufbringen“, erklärt Rahel Zoller, Präsidentin des VSETH, die Resultate der Umfrage. Aber gerade an den ETHs sei Erwerbsarbeit schwierig: während dem Semester haben die Studierenden ein straffes Ausbildungsprogramm, faktisch verlangt die ETH ein Vollzeitstudium. In der vorlesungsfreien Zeit müssen die Prüfungen vorbereitet werden. „De facto ist keine existenzsichernde Erwerbstätigkeit möglich“, so Zoller.
Mathias Reynard (PS Valais und WBK-N) hat eine Parlamentarische Initiative eingereicht, welche den diskriminierenden Erhöhungen eine Grenze setzen will. Diese Grenze von maximal 650 Franken bemisst sich am heutigen Mittel der Studiengebühren in der Schweiz. „Ich bin überzeugt, dass diese Grenze nicht nur sozial wichtig, sondern auch für die Förderung der Fachkräftesituation in der Schweiz unerlässlich ist. Mit höheren Studiengebühren untergraben wir die Matura als Zugang zu den Hochschulen“, erklärt Reynard seine Motivation. Die Bildungslandschaft Schweiz könne mit der Deckelung der Studiengebühren nur gewinnen. „Die Studierenden können mit ihren Studiengebühren, welche im Mittel etwa 1.5% der Hochschulbudgets ausmachen, sowieso keine Hochschule finanzieren. Das ist Aufgabe der öffentlichen Hand“, ist Reynard überzeugt.
Gemeinsam gegen die Erhöhung
Die Studierendenschaften von Universitäten, ETH und Fachhochschulen stellen sich deshalb gegen weitere Erhöhungen der Studiengebühren und sprechen sich für eine Plafonierung auf dem heutigen Niveau aus. Die heutigen Studiengebühren sind bereits selektierend genug, dies darf nicht verschärft werden: „Steigen die Studiengebühren weiter, fördern wir nichts anderes als ein Bildungssystem für Kinder reicher Eltern“, kritisiert Dermont. Die Studiengebühren sollen deshalb bei 650 Franken schweizweit plafoniert werden. An den ETHs kann der Nationalrat jetzt den ersten Schritt für mehr Chancengleichheit machen. „Nur so erreichen wir eine qualitative Hochschullandschaft Schweiz – und nicht mit finanzpolitischen Entscheidungen, welche die studentische Realität ignorieren“, erklärt Dermont.