Der ETH-Rat hat an seiner Sitzung vom 05./06. Dezember 2012 beschlossen, die Studiengebühren für die Studierenden an den beiden ETH zu verdoppeln. Dadurch beschreiten die ETH den angelsächsischen Weg der überteuerten Bildung: statt einer qualitativen Studienmöglichkeit für alle MaturandInnen zielen die ETH auf eine Hochschule für Kinder reicher Eltern ab. Neu entscheidet das Portemonnaie über ein Studium an der ETH, und nicht die Fähigkeiten und Neigungen – der VSS verurteilt diese Erhöhung im Namen aller zukünftigen Studierenden der beiden ETH aufs Schärfste und appelliert an den Bund als Träger der ETH, regulierend einzugreifen.
Auf Antrag der beiden Präsidenten der ETH Zürich und EPF Lausanne, Ralph Eichler und Patrick Aebischer, hat der ETH-Rat an seiner Sitzung vom 05./06. Dezember 2012 beschlossen, die Studiengebühren an den beiden ETHs zu verdoppeln. Neu bezahlen Studierende 2500 CHF pro Jahr – laut dem Bundesamt für Statistik (Soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden 2009) entspricht dies ungefähr drei durchschnittlichen Monatseinkommen aus Erwerbstätigkeit einer / eines Studierenden. Das Budget des ETH-Bereiches von heute über zwei Milliarden CHF wird aber nur minim entlastet.
Hinzu kommt für ausländische Studierende noch eine sogenannte administrative Gebühr von 500 CHF pro Jahr. Damit setzt der ETH-Rat die besorgniserregende Tendenz fort, die Hürden für ausländische Studierende künstlich zu erhöhen, während sich gleichzeitig in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ein Arbeitskräftemangel abzeichnet.
Unabhängig von der Herkunft wird der Zugang zu den ETH für Personen aus finanziell wenig begüterten Familien erschwert. „Nicht mehr Kompetenzen und Wille, sondern rein das verfügbare Einkommen und Vermögen soll darüber entscheiden, ob jemand studieren kann“ sagt dazu Thomas Leibundgut, Vorstand des VSS.
Der VSS verweist an dieser Stelle auf Erfahrungen aus Österreich, welche zeigen, dass eine Erhöhung der Studiengebühren keineswegs folgenlos bleibt: eine Erhöhung um 360€ pro Semester hat zu einer Abnahme der Studierendenpopulation von etwa 20% geführt. Dasselbe gilt auch für die Schweiz: Umfragen an den beiden ETH legen nahe, dass die Hälfte der heutigen Studierenden bei einer Verdoppelung der Gebühren ihr Studium nicht noch einmal an einer ETH aufnehmen würden. Mit ihrer Absicht verweigern sich die beiden ETH also ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, den Wissenschaftsplatz Schweiz voranzubringen und den Bildungszugang für alle Befähigten offen zu halten. Dadurch findet an den beiden ETH eine Elitisierung der Bildung statt: über kurz oder lang können es sich nur noch Kinder aus reichen Familien leisten, an einer ETH zu studieren. Dass die Qualität der Bildung dadurch abnimmt, sei hier nur am Rande erwähnt.