In Finnland, wie auch in anderen Ländern, wird die Situation für Studierende immer unangenehmer; besonders, wenn sie nicht aus Finnland oder einem anderen EU- oder EFTA-Staat kommen. Neu sollen Studierende ohne EU-Pass Studiengebühren bezahlen müssen, wenn sie an einer Hochschule in Finnland eingeschrieben sind. Dies verlangt eine Initiative von 119 ParlamentarierInnen1. Die InitiantInnen begründen ihr Anliegen mit einer Überbelastung der finnischen SteuerzahlerInnen aufgrund der markant angewachsenen Zahl ausländischer Studierender. SYL und SAMOK, offizielle Vertretungen der Studierenden in Finnland, wurden über den Plan, eine derartige Initiative einzureichen, nicht informiert. Auch jetzt besteht anscheinend kein Interesse, die Anliegen der Studierenden in dieser Diskussion ernstzunehmen. Die finnischen Studierendenorganisationen äusserten sich am 7. Januar 2013 unaufgefordert zur Idee und verlangten, dass keine Studiengebühren für Nicht-EU/EFTA-Studierende erhoben werden sondern stattdessen die Möglichkeiten für internationale Studierende verbessert werden.
Die vermehrte Einführung von immer höheren Studiengebühren ist in Europa seit einiger Zeit zu beobachten. Auch in der Schweiz sind die Studierenden mit steigenden Gebühren konfrontiert. Nach den Universitäten Zürich und Bern, die ihre Gebühren im Laufe des Jahres 2012 angehoben hatten, beschloss der ETH-Rat kurz vor Jahresende die Verdoppelung der Studiengebühren für Studierende der beiden ETHs. In allen Fällen wurden die Studierenden kaum in den Entscheidungsprozess miteinbezogen und damit ihre Partizipation verhindert. Dieses Vorgehen scheint sich, wie am jüngsten Beispiel in Finnland erkennbar, immer mehr zur Normalität zu entwickeln, obwohl die europäischen Bildungsminister immer wieder betonen, dass sie die Studierenden als gleichberechtigte PartnerInnen anerkennen.
Studiengebühren sind keine adäquate Methode, Hochschulbildung zu finanzieren. Bildung ist ein öffentliches Gut, welches öffentlich finanziert werden soll. Nur so kann gewährleistet werden, dass Hochschulbildung allen nach Neigung und Fähigkeit offen steht.. Studiengebühren verhindern aber gerade den freien Zugang zu den Hochschulen: Personen mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten wird es noch zusätzlich erschwert, ein Studium aufzunehmen. Die Einführung oder Erhöhung von Studiengebühren nur für eine bestimmte Gruppe, und insbesondere für Nicht- Einheimische, ist neben ihrer Sozialunverträglichkeit eine zusätzliche, inakzeptable Ungleichbehandlung von ausländischen Studierenden und verhindert so die von allen Seiten geforderte internationale Mobilität. Berechnungen von SYL und SAMOK haben darüberhinaus ergeben, dass ein Anteil von 25% ausländischer Studierender, die nach Abschluss des Studiums in Finnland bleiben, ausreicht, um die Kosten aller internationalen Studierenden zu decken. Es ist dementsprechend unnötig und kontraproduktiv, Studiengebühren einzuführen.
Der VSS bestärkt die finnischen Studierendenvertretungen in Ihrem Kampf für ein gerechtes Hochschulsystem, an dem alle teilhaben können. Der VSS appelliert an die finnischen ParlamentarierInnen, sich ebenfalls für den chancengleichen Zugang zur Hochschulbildung einzusetzen und sich zur internationalen Studierendenmobilität zu bekennen.
Für weitere Informationen:
Lea Meister (Co-Präsidentin der Kommission für Internationales und Solidarität) +41 (0)78 720 65 78
Marius Wiher (Co-Präsident der Kommission für Internationales und Solidarität) +41 (0)79 728 72 97
Manuela Hugentobler (Vorstandsmitglied) +41 (0)78 696 08 09