Schon zum zweiten Mal veranstaltete der vpod letztes Wochenende eine Hochschultagung zum Thema Hochschulen im Wettkampf. Anlass dafür war die Hochschulreform, die mit dem HFKG in der Umsetzung begriffen ist. Zwar hatte bereits das UFG (nicht aber das FHSG!) den Wettbewerb zwischen den Hochschulen vorgesehen. Nun aber ist der Wettbewerb nicht mehr blosse Nebenerscheinung sondern Zielvorgabe: Art. 3 lit. c HFKG statuiert ihn als gleichwertiges Ziel neben guter Lehre und Forschung sowie Durchlässigkeit und Mobilität. Sodann sollen nach lit. g die Hochschulen nach leistungsorientierten Grundsätzen finanziert werden.
Derartige Vorgaben sind angesichts der aktuellen Diskussionen im Hochschulbereich leider kaum überraschend: Parallel zur Einführung des New Public Managment an den Hochschulen, das im Sinne einer Effizienzsteigerung die Hochschulen der politischen Kontrolle zunehmend entzogen hat, entwickelte sich die Konstruktion eines Bildungsmarktes. In diesem Sinne ist die Forderung nach Profilbildung und Konkurrenz einem falschen Verständnis der Hochschullandschaft geschuldet: Statt anzuerkennen, dass sich Bildung nicht mit handelbaren Gütern vergleichen lässt und ein gerechtes und funktionierendes Hochschulsystem zu denken, wird das System mit einem Markt verwechselt und entsprechend daran herumgeschraubt.
Endgültig absurd wird die Zielvorgabe des Wettbewerbs, wenn man sich bewusst macht, dass die Hochschulen gleichzeitig zur Koordination angehalten werden. Konkurrenz und Koordination – beide Ziele in Einklang zu bringen, erscheint unmöglich. Derartige Widersprüche wurden an der Hochschultagung verdeutlicht und angeregt diskutiert – leider konnten sie auch vom Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, M. Dell‘ Ambrogio, nicht aufgelöst werden.
So blieb nichts anderes übrig, als dass sich die Teilnehmenden selbst Gedanken dazu machten, wie sie sich die Hochschulen der Zukunft wünschen – und vor allem, wie diese Vorstellung erreicht werden kann. Unter dem Titel „Lehrkultur und Forschungsbegriff: Was wir wollen, Visionen und Erfahrungen, die über die neuen Unternehmenskulturen hinausführen“ wurden Gestaltungsmöglichkeiten der Hochschulangehörigen diskutiert, um die eigene Utopie guter Lehre und Forschung zu verwirklichen. Hochschulen stehen im Dienste der Gesamtgesellschaft, darüber war man sich schnell einig. Sie dienen dem Erkenntnisgewinn und der Erarbeitung von Wissen und sollen als Stätten kritischer Denkfähigkeit einen wichtigen Platz in der Gesellschaft beibehalten. Dafür braucht es Gestaltungmöglichkeiten, auch und im Besonderen für die Studierenden: Eine wirkungsvolle Partzipation auf allen Ebenen muss dringend verwirklicht werden.
– Manuela Hugentobler ist seit Mai 2012 Vorstandsmitglied des VSS. Vorher war sie Co-Präsidentin der Hochschulpolitischen Kommission des VSS und mit dem Ressort Hochschulpolitik der skuba (Studentische Körperschaft der Universität Basel) betraut –
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