Integration von Geflüchteten: Hochschulförderung geht in die zweite Runde

Für qualifizierte Geflüchtete, deren Diplome in der Schweiz nicht anerkannt werden oder die ihr Studium fluchtbedingt abbrechen mussten, bestehen verschiedene administrative, sprachliche und finanzielle Hürden, wenn sie in der Schweiz ein erneutes Hochschulstudium aufnehmen wollen. Um dem entgegenzuwirken, bieten Schweizer Hochschulen vermehrt Förderprojekte und Brückenangebote an. Doch auch diese stehen vor finanziellen Herausforderungen, um eine nachhaltige Verankerung zu erzielen. Als Antwort darauf hat der Verband der Schweizer Studierendenschaften VSS den Fonds «Hochschulprojekte» lanciert. Mit diesem Fonds konnten 2023 bereits neun Hochschulprojekte unterstützt werden. Nun erfolgt dank der Finanzierungszusagen von weiteren Förderstiftungen eine zweite Ausschreibung. Insgesamt werden über 625 000 Franken ausgeschüttet.

Jedes Jahr suchen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung Schutz in der Schweiz. Darunter befinden sich Menschen, die in ihrem Heimatland einen Hochschulabschluss erworben haben, der in der Schweiz jedoch nicht anerkannt ist. Andere mussten ihr Studium fluchtbedingt unterbrechen und suchen nach Möglichkeiten, ihre Ausbildung fortzusetzen. In beiden Fällen müssen diese Personen erneut studieren, um ihr Potenzial auf dem lokalen Arbeitsmarkt entfalten zu können. Viele Betroffene sind hochmotiviert, so beispielsweise Amina, eine junge Türkin, die in ihrem Heimatland als Lehrerin gearbeitet hat. Da ihr Diplom in der Schweiz nicht anerkannt ist, studiert sie aktuell Soziale Arbeit: « Ich bin sehr motiviert, um wieder zu arbeiten und als Frau im Leben zu stehen. Es ist sehr wichtig, eine Vorbildrolle für meine zwei Töchter zu sein. Sie schauen in meine Augen, um vorwärtszukommen.» Doch für den Zugang zum Studium bestehen viele administrative, sprachliche und finanzielle Hürden. Um dem entgegenzuwirken, bieten immer mehr Schweizer Hochschulen Vorbereitungs- oder Brückenangebote an.

Lancierung des Fonds «Hochschulprojekte»

Trotz den Bestrebungen der Hochschulen für eine bessere Integration von Geflüchteten fehlen in vielen Förderprojekten die Ressourcen, um eine langfristige Verankerung der Angebote in den Regelstrukturen zu erreichen.
Aus diesem Grund hat Perspektiven – Studium, ein Projekt des Verbands der Schweizer Studierendenschaften VSS, 2023 den Fonds „Hochschulprojekte“ lanciert. Der Fonds ermöglicht Förderprojekten für Geflüchtete an Schweizer Hochschulen die Finanzierung einer zeitlich befristeten Teilzeitstelle. Diese soll dazu beitragen, dass die ausgewählten Projekte bis 2026 eine nachhaltige Verankerung ihres Angebots an der Hochschule und in den Kantonen erreichen können. Dadurch wird gewährleistet, dass qualifizierte Geflüchtete als (potenzielle) Studierende wahrgenommen und gefördert werden – sowohl von den Hochschulen als auch von den Integrationsdiensten. 

Zweite Ausschreibungsrunde eröffnet

Im Februar 2023 wurde eine erste Ausschreibung publiziert. Daraufhin wählte die Auswahlkommission bestehend aus Mitgliedern der Eidgenössischen Migrationskommission EKM, HEKS, MosaiQ, Allianz Chance+, einer geflüchteten Studentin sowie Perspektiven – Studium neun Projekte aus, welche für ein bis drei Jahren finanziell und beratend unterstützt werden. Dank weiteren Zusagen von Förderstiftungen kann nun eine zweite Ausschreibungsrunde erfolgen. Es können weitere Projekte für maximal zwei Jahre gefördert werden.
Sandra Sommer, Projektleiterin Von Campus Luzern, dem Kooperationsprojekt der drei Luzerner Hochschulen, eines der in der ersten Ausschreibungsrunde ausgewählten Projekte bestätigt:  «Dank der Unterstützung aus dem Fonds wurden an der HSLU zusätzliche Personalressourcen gesprochen, um das geplante Integrationsvorstudium sauber aufgleisen zu können. Durch die zusätzlichen Stellenprozente erhoffen wir uns auch professionelle Strukturen, welche die langfristige Implementierung des Projekts – über den Förderzeitraum hinaus – gewährleisten können. Die in Aussicht gestellte Anschubfinanzierung des Fonds war Ausgangspunkt der internen Gespräche und Diskussion und hat die Entscheidungsfindung beschleunigt.»

Weitere Informationen:

Für weitere Auskünfte stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: